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Transkoloniale Karibik

Emmy Noether-Nachwuchsgruppe

gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft

Leitung: Prof. Dr. Gesine Müller

Laufzeit: 2008-2016

 

Forschungsvorhaben

Forschungsvorhaben als PDF

Outline of the research project in English

Koloniale Transferprozesse in der Literatur des 19. Jh.: Die Karibik im Kontext der kulturellen Strahlungskraft Europas am Beispiel von Frankreich und Spanien (1789-1886)

I. Voraussetzungen

1. Eingrenzung: Raum, Zeit

Mir geht es um literarische und außerliterarische Repräsentationsformen wie auch ihre stetig anwachsenden Überschneidungen, die in einer Zeit des kolonialen Umbruchs entstanden sind. Um der Frage nachzugehen, wie sich unterschiedliche Varianten von Kolonialismus in verschiedenen Text- und Bildmedien reflektieren und ausformen, richte ich meinen Blick auf parallel ablaufende Transferprozesse zwischen Mutterländern und kolonialen Einflusssphären, wobei auch der interkoloniale Austausch berücksichtigt werden soll, selbst wenn er von der asymmetrischen Zentrum-Peripherie-Relation überlagert wird. Raum- und Zeitdimension sind folgende:

Raum: Ich behandle die Inselwelt der Karibik als einen zusammenhängenden und zugleich heterogenen Raum[1] der Peripherie, den ich als „Kaleidoskop kolonialer Strukturen und Dynamiken“ bezeichne[2] und in dem sich koloniale Erfahrungen im Wirkungskreis unterschiedlichster hegemonialer Systeme verdichten und Anlass zu Anlehnung und Abgrenzung, zu Austausch und Konfrontation geben. In den Kompetenzbereich der Romanistik fallen dabei der spanische und der französische Herrschaftsraum, Sphären, die sich nicht nur als die literarisch produktivsten innerhalb dieses kolonialen Raums erwiesen, sondern die nicht zufällig auch seine sozialen und politischen Extreme umfassen: von der frühesten Separation im Falle Haitis (1804) bis hin zur fortdauernden Zugehörigkeit zum (französischen) Mutterland im Fall von Gouadeloupe und Martinique[3]; von der sozialen Revolution, Abolition und Emanzipation der schwarzen Unterschichten (Haiti) bis hin zur späten Abschaffung der Sklaverei auf Kuba (1880/1886).[4]

Zeit: Der Untersuchungszeitraum 1789-1886 bezieht sich auf die Erfahrung einer kolonialen Schwellensituation zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit. Die Eckdaten sind ideen-, politik- und sozialgeschichtlich gewählt: von der französischen Revolution mit der Ausrufung der Menschenrechte und ihren unmittelbaren Auswirkungen auf die haitianischen Ereignisse bis zur Abschaffung der Sklaverei auf der letzten (größten und bedeutendsten) Insel der Karibik, auf Kuba (1880/1886). Es wird also ein großer Bogen gespannt von der Lancierung des Gleichheitsgedankens in Europa bis hin zu seiner endgültigen Umsetzung in dem zentralen Punkt, der die Kolonien in dieser Zeit letztlich viel stärker umtreibt als die Frage nach der Unabhängigkeit, die meist erst zu einem Zeitpunkt akut wird, an dem die Abolition bereits erreicht worden ist. Der chronologische Rahmen des Projekts verweist also auf den grundlegenden Wandel des Menschen- und Gesellschaftsbildes, der sich im Laufe des 19. Jahrhundert in der Konfrontation Europas mit den neu wahrgenommenen und kategorisierten kolonialen Räumen vollzieht und sich umformend in diese kolonialen Räume hinein rückübersetzt.

Auf einer literarischen Ebene liegt der epochale Schwerpunkt auf der Romantik, die als überregionales Epochenphänomen vom (nach)revolutionären Europa ausgeht, um dann – mit größerer Verspätung als die politischen Ideen der Revolution – in ganz Lateinamerika und im karibischen Raum rezipiert und umgesetzt zu werden (ca. 1830-1870). Allerdings lassen sich in der karibischen Umsetzung Aufklärung und Romantik nicht ohne weiteres voneinander trennen, weder im Hinblick auf chronologische Überschneidungen, noch auf den Eklektizismus, den viele karibische Autor/innen[5], trotz ihrer Übernahme der europäischen Epochenbegriffe, an den Tag legen.

2. Vorgehensweise: Vergleich von Zirkulations- und Transferprozessen

Mit der literarischen Produktion der ehemaligen karibischen Kolonien Frankreichs und Spaniens sollen nicht statische Gebilde miteinander verglichen werden, sondern nebeneinander ablaufende und in sehr unterschiedlichen Dynamiken befindliche Transfer- und Zirkulationsprozesse zwischen Zentrum und Peripherie in einer kolonialen Schwellensituation, Prozesse, die zudem vielfältig ineinander verwoben sind[6]. Wie das unter Napoleon neuorganisierte Wissen und seine Repräsentationen und Repräsentanten im Mutterland (v.a. in Frankreich), so zirkulieren auch die Literaten der kolonialen Räume, nicht nur zwischen „ihrer“ Peripherie und „ihrem“ Zentrum, sondern (im Falle der hispanophonen Autoren) zwischen diversen Peripherien und Zentren. Der Bereich der Literatur wird ständig transzendiert, wenn sich die Autoren immer auch als Politiker verstehen und – wie allein schon die Titel der literarischen Texte der französischen Karibik anzeigen – als Ethnographen und Historiker, was sie als Knotenpunkte spartenübergreifender Begegnungen für die transkontinentalen Transferprozesse ausweist. Es reicht nicht aus, ethnologische, historiographische und literarische Texte parallel zu lesen, um den damaligen Wissens- und Vorstellungshorizont en bloc zu rekonstruieren[7]. Vielmehr soll eine Analyse der Dynamiken des Austauschs und der Zirkulation die verschiedenen Mikrohorizonte aufzeigen (so die auf das jeweilige nationale Zentrum bezogenen), in denen sich die Akteure bewegen und die in der Peripherie durch die exklusivere Ausrichtung auf ein Zentrum deutlicher voneinander geschieden sind als im stark vernetzten (post)aufklärerischen Europa der Gelehrten, was umgekehrt jedoch in den Texten und Debatten Überlappungen und Verknüpfungen relativ autonomer hermeneutischer Räume umso deutlicher zutage treten läßt. Anders als in der Herangehensweise bei E. Said werden die Akteure der Kolonien nicht als bloße Funktionen oder Objekte eines hegemonialen Diskurses, sondern als Subjekte in einem ständigen (virtuellen und leib-haftigen) Austausch mit (verschiedenen) europäischen Diskursen und ihren Trägern verortet, wobei die Hypothese vertreten wird, dass gerade dieser Austausch zwischen Zentrum und Peripherie einen nachhaltigen Einfluss auf die Wissenshorizonte und Repräsentationen von Wirklichkeit in den europäischen Zentren selbst ausübt,[8] insbesondere in Frankreich, dessen größere Kohäsionskraft gerade in der Flexibilität liegt, mit der es die Beiträge aus den Kolonien in ihr eigenes Repräsentationssystem aufnimmt und sich selbst dadurch institutionell und mental verändert, eine Integrationskraft, die das spanische Mutterland im 19. Jahrhundert weder literarisch noch wissenschaftlich aufbringt.

Die kulturelle Marginalisierung des spanischen Mutterlandes gibt jedoch umgekehrt Anlass zu einer multirelationalen Umorientierung der hispanophonen Karibik, die sich produktiv in der Literatur niederschlägt. So soll gezeigt werden, wie die Konstellation intensivierten gegenseitigen Austauschs, der – anders als im Falle der frankophonen Karibik – den Rahmen eines bipolaren Dialogs zwischen Kolonisatoren und Kolonisierten sprengt und sich für kollaterale Transkulturationsprozesse öffnet, maßgeblich beiträgt zu der Entstehung von Gründungsfiktionen, die damit nicht nur Nationalliteraturen begründen, sondern die auch als Repräsentanten (oder zumindest Vorläufer) einer transnationalen Literatur angesehen werden müssen. Die These ist also folgende: Nicht nur der in der französischen und spanischen Karibik starke kulturelle Frankreichbezug wirkt sich gegenläufig auf die Emanzipationsbestrebungen aus (für die französischen Kolonien Anlehnung ans Mutterland und tendenziell Interesse an der Beibehaltung des status quo, für Spanien kulturelle Anlehnung an ein fremdes und damit Abgrenzung vom eigenen Mutterland), sondern auch die Vielfalt der relationalen Bezüge fördert Produktivität und Originalität der Kulturproduktion, was mittelbar zur politischen Selbstbehauptung beiträgt.

Da Fülle und Stichhaltigkeit der verfügbaren Informationen über Leben und Wirken der Autoren außerhalb ihrer Werke, obwohl sie größtenteils den Eliten zuzurechnen sind, sehr weit auseinanderdriften[9], muss die Vorgehensweise notwendigerweise heterogen sein. Begegnungen, Kontakte und Über-Kreuz-Rezeptionen, auch jenseits der traditionellen Zentrum-Peripherie-Achsen, sollen sowohl, soweit möglich, in einer ständig von der gesamten Arbeitsgruppe parallel geführten prosopographischen Datenbank erfaßt, als auch auf der Grundlage der textuellen Repräsentation in den literarischen Werken selbst untersucht werden, die sich an eine – wie auch immer geartete – Öffentlichkeit wenden. [10] Damit stehen intertextuelle Bezüge, Motive, gattungsspezifische Bezugnahmen im Vordergrund, kurz Relationalitäten, die sich aus einer differenzierten Gegenüberstellung der verschiedenen kulturellen Produktionen selbst erschließen lassen, wobei Zeitungsartikel und biographisches Material wie Briefe oder Tagebücher eine willkommene Hilfestellung geben.
 

3. Textkorpus

Der genannte Untersuchungszeitraum ermöglicht es, literarische Akteure aller Karibikinseln (die bereits unabhängigen, Haiti und Dominikanische Republik, eingeschlossen) zu Wort kommen zu lassen. Für das Textkorpus wurden die profiliertesten Autoren ausgewählt, die für unterschiedliche Etappen der Romantik stehen und zu ihrer Zeit offenbar eine vergleichsweise breite Rezeption erfahren haben.[11] Dieses Korpus gilt für ein mögliches Teilprojekt 1 (frankophone Karibik und Paris), während für ein weiteres Teilprojekt 2 ein erweitertes, eigenständiges Textkorpus erstellt werden soll, ist die hispanophone Literatur der Karibik im 19. Jh. doch insgesamt erheblich umfangreicher als die frankophone.

(Post-)kolonialer Raum Spaniens:

Heredia, José María (*Kuba 1803-1895): Himno del desterrado (1825)
Manzano, Fracisco: (*Kuba 1797-1851): Autobiografía [1835]
Mercedes de Santa Cruz y Montalvo (Condesa de Merlin): Viaje a La Habana [1840]
Gómez de Avellaneda (*Kuba 1814-1873): Sab [1845]
Tapía y Rivera, Alejandro (*Puerto Rico 1826-1882): La palma del cazique [1852]
Hostos, Eugenio María (*Puerto Rico 1839-1903): La peregrinación de Bayoán [1863]
Villaverde, Cirilo (*Kuba 1812-1894): Cecilia Valdés o la Loma del Ángel [1833/1872]
Pérez, José Joaquín (*Santo Domingo 1845-1900): Ecos del destierro [1873]
Galván, Manuel Jesús: Enriquillo, leyenda histórica dominicana (1503-33). (*Dominikanische Republik 1834-1910) [1882]

(Post-)Kolonialer Raum Frankreichs:

Coussin, J.H.J.: Eugène de Cerceil ou le dernier Caraïbe. [1824]
Saint-Aurèle, Poirié (*Martinique 1795-1855): Cyprès et palmistes [1833]
Chapus, Eugène / Victor Charlier : Titime ? Histoire de l’autre monde. Paris [1833]
Maynard de Queilhe, Louis (Guadeloupe): Outre-mer. [1835]
Bentzon, Thérèse: Yvette. Histoire d’une jeune créole. [1835]
Levilloux, J. (*Guadeloupe): Les Créoles ou la Vie aux Antilles [1835]
Nau, Ignace (*Haiti 1808-1845): Un épisode de la Revolution [1836]
Prévost de Sansac, Auguste: Les amours de Zémedare et Carina et description de l’îie de Martinique. [1840]
Eyma, Xavier : Les peaux noires. Scène de la vie des esclaves. Paris [1857]
Bergeaud, Emeric (*Haiti 1818-1858): Stella [1859]
Eyma, Xavier : Les peaux rouges. Scènes de la vie des indiens. Paris [1860]
Agricole, Eugène: Autobiograhie. [1870]
Rosemond de Beauvallon (1819-1903), Jean Baptiste: Hier ! Aujourd’hui ! Demain ! Ou Les Agonie créoles. Roman de mœurs coloniales suivi de La Charmeuse. [1885].

 

II. Problemskizze und Fragenstellungen

1. Die Karibik als Kaleidoskop kolonialer Dynamiken (1789-1886)

Durch die Wirren der Französischen Revolution, die damit einhergehende Umwertung überkommener Werte und die zahlreichen Machtwechsel zwischen 1789 und 1815 war der Bezug der karibischen Inseln zu den jeweiligen Mutterländern fragwürdig geworden und verlangte nach einer Neudefinition.

 

1.1. Abolitionismus und Mulattenfrage

Trotz der bolivarianischen Befreiungsbewegung und der Loslösung fast des gesamten Subkontinents aus den kolonialen Fesseln war es nicht in erster Linie die Unabhängigkeitsfrage, sondern die Sklaverei und die damit einhergehenden sozialen und politischen Fragen, die die Karibik des 19. Jh. umtrieben. Nachdem die Revolution die Abolitionismusfrage einmal auf die Tagesordnung gestellt hatte und sie von den haitianischen Sklaven selbst in die Hand genommen worden war, ließ sie sich nicht mehr langfristig unter den Tisch kehren und beherrschte die Debatten selbst dann, wenn sie nicht offen angesprochen wurde. Oft verlagert sie sich jedoch in den Texten auf die Frage der Gleichberechtigung der meist schon freien Farbigen (Mulatten), die wirtschaftlich sehr aktiv und dadurch relativ einflussreich waren, was ihnen unter den weniger wohlhabenden Weißen viele Neider bescherte und erheblichen sozialen Sprengstoff lieferte, der sich immer wieder an rassischen Frontlinien entlud (so auch in dem Pogrom von 1790 auf Martinique, das den Auftakt zu den revolutionären und bürgerkriegsartigen Ereignissen lieferte). Erschwerend hinzu kam, dass die Mulatten, einmal zu Wohlstand gelangt, häufig selbst Sklaven besaßen, so dass sie von den Schwarzen als Verräter angesehen und mehr gehaßt wurden als die weißen Sklavenhalter.

Nur die offen antiabolitionistischen Autoren lassen es in ihren Werken nicht an Eindeutigkeit fehlen: Eine größere Rolle spielen die Verfechter der Sklaverei v.a. in der Literatur der französischen Kolonien, die sich so, nach meinen bisherigen Untersuchungen zu urteilen, in zwei Lager spaltet, die auch nach der Abschaffung der Sklaverei 1848 bestehen bleiben: auf der einen Seite die (weißen) Béké-Autoren wie Prévost de Sansac, Eyma, Maynard und Rosemond, die sich für die Beibehaltung des status quo einsetzen und mit ihren ausschweifenden romantischen Naturbeschreibungen nicht zuletzt auch soziale Schieflagen überspielen; zum anderen die sozial engagierten Mulatten- und wohl auch Sklaven-freundlichen Autoren wie Levilloux, Chapus (beide offenbar selbst Mulatten[12]), Bonneville (mit einer Farbigen verheiratet) und Agricole (der erste schwarze Autor auf Martinique, der bezeichnenderweise erst gegen 1870 in Erscheinung tritt). Davon abzugrenzen sind freilich die Schriftsteller des unabhängigen Haiti, die sich, ganz im Sinne der mit viel Blutvergießen erkämpften Emanzipation, eindeutig für die grundsätzliche Gleichwertigkeit der Schwarzen aussprechen – doch handelt es sich hier auch um die erste schwarze Literatur überhaupt, die nach 1804 vergleichsweise schnell entsteht, wenn man bedenkt, dass die gesamte weiße Bildungselite entweder vertrieben wurde oder umgekommen ist und, abgesehen von einigen wenigen schriftkundigen Mulatten, die überwältigende Mehrheit der jetzt nahezu homogenen schwarzen Bevölkerung nicht einmal ihren Namen schreiben konnte, die politischen Führer eingeschlossen. Unter den spanischsprachigen Autoren der Karibik war der Condesa de Merlín die renommierteste Sklaverei-Befürworterin, wohingegen viele Werke, wie z.B. die von Gomez de Avellaneda und Villaverde heute als abolitionistische Romane figurieren, selbst wenn sie, wie im Falle von Sab die Problematik auf einen mulattischen Sklaven projizieren und die „Negerfrage“ nicht explizit angehen.

Bei den Diskussionen um Gleichberechtigung und Abschaffung der Sklaverei, die in der Literatur dieser Zeit immer mitschwingen, liegt die Bedeutung der Zentrum-Peripherie-Achse und des Austauschs zwischen Kolonie und Mutterland offen zutage. Nicht nur sind es die Zentralregierungen, deren legislativer Tätigkeit es obliegt, über diese die Kolonien betreffenden Fragen zu entscheiden. Intellektuelle und Literaten beiderseits des Atlantiks stehen anscheinend auch in regem Austausch. Dabei ist die abolitionistische Bewegung in Frankreich um so illustre Namen wie Lamartine und Tocqueville sehr viel profilierter als die in Spanien, wo zwar 1811 eine Gesetzesvorlage zur Abolition eingereicht (und abgelehnt) wurde, in der Folge jedoch bis zur Zuspitzung in den 1870er Jahren wenig geschah. Für die kulturelle Bindung ans Mutterland und für die Literatur ist dieser Unterschied von herausragender Bedeutung. Denn während sich die frankokaribische Literatur in den sie zentral betreffenden sozialen und politischen Fragen im Austausch mit der mutterländischen entwickeln kann, müssen sich die spanischsprachigen Intellektuellen gerade in dieser entscheidenden Frage andere und neue Orientierungspunkte außerhalb Spaniens suchen.

Zwar ist das nur ein Symptom für die Integrationsfähigkeit der französischen Kultur, doch zeigt es deutlich, dass man innerhalb der bestehenden Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse nach Lösungen für Probleme suchen konnte, die die Literatur fundamental betrafen, wohingegen die mangelnde Resonanz in Spanien letztlich dazu führte, dass man die Probleme selbst in die Hand nahm, was schließlich in die weitergehende Forderung nach politischer Emanzipation und Loslösung der Kolonien vom Mutterland mündete. Die relativ unabhängig von Spanien geführten literarischen und politischen Debatten um den Del Monte-Kreis auf Kuba illustrieren das deutlich, ohne dass dort deshalb nur klar abolitionistische Positionen vertreten worden wären. Vielmehr trifft sich die unter rassischen Gesichtspunkten erhobene Forderung nach Homogenisierung, Säuberung und Mischehen-Förderung in diesen Kreisen mit der in vielen literarischen Werken der spanischen und französischen Karibik propagierten Rolle des Mulatten als Integrationsfigur und Synthese von weißer Kultur und schwarzer Natur, eine Vermittlerrolle, die unter den Befürwortern der Sklaverei auf heftige Ablehnung stieß, erblickten sie doch in dem zu Besitz und Bildung gelangten Mulatten eine gefährliche Mischung, die mit den schädlichen sozialrevolutionären Ideen aus Europa die ansonsten zufriedenen schwarzen Sklaven in ihrer patriarchalischen Plantagenidylle aufhetzte (Maynard, Sansac). Wie werden Sklavenaufstände und die Rolle der Mulatten dargestellt? Wie vereinbaren die Béké-Autoren die Verehrung der Metropole als Hort der Kultur mit ihrer Behauptung, die schädlichen Ideen kämen einzig aus dem Mutterland?
 

1.2. Die Achse Peripherie-Zentrum

Bei den französischsprachigen Literaten scheint also das kulturelle Band zum Mutterland nicht an Solidität eingebüßt zu haben, was sowohl ihre biographische, als auch ihre literarische Ausrichtung angeht. Die Literaten haben in Paris studiert, und ihre Protagonisten, wie die des gouadeloupanischen Autors Levilloux’ in seinem Roman Les créoles ou la vie aux Antilles [1835], die nach genossener Ausbildung „en métropole“ wieder zurück in ihre karibische Heimat fahren müssen, verlassen das Mutterland nur mit Wehmut, einen „hymne d’amour et de reconnaissance“ auf den Lippen.[13] Für die explizit Frankreichtreuen und patriotischen Autoren der Kolonien ist diese Frankophilie letztlich kein Problem. Vielmehr führt der politische und soziale Konflikt die beiden literarisch-politischen Fraktionen offenbar gerade dazu, sich in ihrem Patriotismus gegenseitig zu überbieten, v.a. was die heikle Frage ihrer Loyalität zum Mutterland zum Zeitpunkt der britischen Invasion 1794 betrifft. Damit scheinen sie, in engem Austausch mit der mutterländischen Historiographie, maßgeblich an einem Geschichtsmythos mitzustricken, der die eurozentrische „mémoire historique“, wie sie in französischen Schulbüchern gang und gäbe ist, bis heute prägt und von Intellektuellen wie Glissant als Herabminderung afroamerikanischer Beiträge zur Entwicklung des Landes beklagt wird: Das betrifft sowohl die Darstellung der Revolutionszeit in der Karibik, als auch den sog. schoelcherisme, die Vorstellung, dass die Abolition 1848 nicht von den Sklaven erkämpft, sondern allein von der abolitionistischen Bewegung im Mutterland ausging.[14]

Selbst im unabhängigen Haiti lief sozialer Aufstieg praktisch ausschließlich über die Aneignung französischer Kultur und viele bemühten sich, eine Ausbildung in Frankreich zu erhalten. In den literarischen Manifestationen wie dem ersten haitianischen Roman Stella von Bergeaud (1859) wird die Freiheit von einer Weißen symbolisiert und der Nationaldichter Coicou bekennt dem ehemaligen Mutterland nach dessen militärischer Niederlage gegen Preußen 1871 die Treue und Liebe der Haitianer: „Oui, France, nous t’aimons, comme plusieurs, sans doute, / De tes propres enfants ne t’aimeront jamais; / Et partout où ton doigt nous indique la route / C’est là que nous cherchons l’harmonie et la paix“, um Haiti dann zur „France noire“ zu erklären,[15] was auch immer er damit gemeint haben mag. Während solche lyrischen Ergüsse schon fast reannexionistisch anmuten (Napoleon und die früheren Sklavenhalter, gegen die sich die Vorfahren erhoben haben, werden praktisch als Verräter genuin französischer Prinzipien und Integrität dargestellt), dann war die frühe haitianische Literatur in Form von kleineren Erzählungen und Gedichten, die die brutalen Erfahrungen der Revolutionszeit reflektieren und zu verarbeiten suchten, sehr viel konfrontativer und geradezu kriegerisch. Welche Rolle spielen dabei die umfangreichen haitianischen Historiographieprojekte, die parallel zur Konsolidierung der Literatur vom haitianischen Staat in Angriff genommen wurden[16]? Insgesamt scheinen die kulturellen Bestrebungen, bei denen alle in Haiti noch bedeutsamen afrikanischen Kulturmanifestationen als rückständig angeprangert wurden, daraufhin zu zielen, die Akzeptanz durch die westlichen Länder zu erlangen und durch kulturelle Leistung die Ebenbürtigkeit des Schwarzen mit dem Weißen unter Beweis zu stellen. Welche Bedeutung hat die Frankophilie in diesem für die Karibik einzigartigen ausschließlich schwarzen Kontext? Kann man hier von einer Kulturalisierung der auf den anderen Inseln rassischen und essentialistischen Unterscheidungskriterien sprechen? Tritt französische Kultur an die Stelle von (weißer) Hautfarbe?

 

1.3. Multirelationalität

Anders als bei den frankokaribischen Autoren scheint für die Intellektuellen der spanischen Karibik das eigene kulturelle Zentrum jegliche Strahlungskraft verloren zu haben. So mokiert sich der Romancier und Polemiker Tanco über die „Epigonenhaftigkeit“ der zeitgenössischen spanischen Literatur[17] und zeigt damit die Auswirkung der kulturellen (Selbst)Marginalisierung Spaniens auf seinen kolonialen Herrschaftsraum. Autoren wie er wollen nicht zu Epigonen der Epigonen werden, sondern tendieren vielmehr dahin, ihr Zentrum als primären kulturellen Bezugspunkt aufzugeben. Damit schwebt die Literatur quasi frei im Kräftefeld der verschiedenen kulturellen Gravitationszentren der Zeit, für die sie sich grundsätzlich öffnet. Wenn die These von der Multirelationalität haltbar sein soll, dann muss es darum gehen, Einflüsse und Austausch mit Kulturen außerhalb der spanischen nachzuweisen. Die Bedeutung der französischen Kultur für die Literatur der spanischen Karibik steht außer Frage, auch wenn nur wenige Autoren in Paris gelebt haben. Doch empfiehlt beispielsweise der kubanische Schriftsteller Heredia seinen Landsleuten neben französischer Literatur (v.a. Romantik) auch englische und US-amerikanische Byron hat er übersetzt und besonders Childe Harold’s Pilgrimage legt er seinen Landsleuten ans Herz. Sind es das romantische Reisemotiv und die „Entwurzelung“, die Byrons Schicksal in den Augen vieler spanischsprachiger Autoren der Karibik mit ihrer eigenen Erfahrung eines „Zwischen-Welten-Schreibens“ vergleichbar macht?[18] Aus den Vereinigten Staaten hat Heredia Briefe und Artikel geschrieben, in denen er seiner Bewunderung für Washington, das amerikanische Volk und den „mutigen“ Unabhängigkeitskrieg Ausdruck verleiht.[19] Kommt die Amerikanische Revolution als Vorbild für die Inseln der Karibik in Frage? Wenn ja, welche Bedeutung hat die Sklavenfrage, ihre Ausblendung in der Revolution und ihre Rolle im schwelenden Konflikt zwischen Nord- und Südstaaten? Ist die nordamerikanische (als postkoloniale) Literatur in ihrer Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und eigener Identität, sowie in ihrem Bemühen um Abgrenzung vom literarischen England eine Inspirationsquelle für karibische Autoren? Besonders die frühe Popularität des historischen Romans und der Rückgriff auf vorkoloniale indianische Zivilisationen zur Entwicklung einer nationalen Mythologie, wie sie z.B. im historischen Roman à la Cooper zu beobachten sind, weist erstaunliche Parallelen zur Literatur der Karibik auf[20]. Solche Parallelen gibt es auch zu den spanischsprachigen Literaturen des lateinamerikanischen Festlands, die für die hispanokaribikschen Autoren keiner Übersetzung (oder interlingualen Rezeption) bedürfen. Welchen Austausch gab es mit Autoren wie Bello, Fernandez de Lizardi, Sarmiento, Altamirano oder Echeverría, zumal einige Schriftsteller der spanischen Karibik im lateinamerikanischen Exil waren? Tritt der gleichsprachige kulturelle Austausch mit dem Subkontinent möglicherweise sogar in das Vakuum, das das Mutterland hinterlassen hat? Wie gestaltete sich der innerkaribische Austausch, zwischen den Inseln, sowie auch zwischen den beiden Teilen der Hispaniola-Insel, Haiti und der von ihm 22 Jahre besetzten (1822-1844) Dominikanischen Republik?

Interessanterweise läßt sich die Neigung zum historischen Roman und der Rückgriff auf ein mythisches Erbe der präkolumbinischen Urbevölkerung gerade auch bei frankokaribischen Autoren wie Coussin beobachten, der Eugène de Cerceil ou les Caraïbes bereits 1824 veröffentlicht hat, also nur ein Jahr nach Coopers erstem Lederstrumpfroman The Pioneers (1823) und lange vor den Erfolgsromanen von Alexandre Dumas (père). Doch zeigt schon ein flüchtiger Blick auf die Titel, welche Nähe zu Historiographie und Ethnographie gerade die frankokaribische Literatur beansprucht. Mit ihren oft ausschweifenden Naturbeschreibungen können sich die Autoren zwar mit Chateaubriand auch auf genuin literarische Vorbilder stützen, doch liegt die Vermutung nahe, dass es einen Dialog mit der jungen französischen Ethnologie gegeben hat, schon in den 1820er und 1830er Jahren. Es ist bezeichnend und verweist auf die primären Rezipienten (im Mutterland), wenn die Autoren in ihren Titeln eine Außenperspektive einnehmen: Outre-mer (Maynard), Description de l’îie de Martinique (Sansac), Les créoles ou la vie aux Antilles (Levilloux), etc. Inwiefern läßt sich diese Literatur als Autoexotismus analysieren? Wie verhält es sich demgegenüber mit den „schwarzen“ Autobiographien (Agricole und Manzano)?
 

2. Außerkaribische Orte des Schreibens: Paris als privilegiertes Zentrum kolonialer Dynamiken

In seinem Klassiker „Culture and Imperialism“[21] fragt Said nach den hegemonialen Tendenzen, die durch Literatur und Kultur transportiert und in den kolonialen Raum hineingetragen werden. Ihm geht es um Bilder und Darstellungsformen, die die Alterität des außereuropäischen Herrschaftsgebiets und seiner Bewohner betreffen und eine Gravitationskraft entfalten, die dieses Andere integriert. Das geschieht durch Propagierung eurozentrischer Kategorien und Werte, die den Anderen im und zugleich außerhalb des Eigenen verortet und ihn an seinen Platz verweist, womit Herrschaft kulturell gerechtfertigt wird, eine Biopolitik, die durch den kulturellen Filter noch an Macht und Konsensfähigkeit gewinnt. Obwohl sein eigentlicher Fokus die englische Literatur und ihre Stabilisierungsfunktion für das Empire ist, bringt er auch einige Beispiele für das – ganz anders geartete – Ausgreifen der französischen Kultur auf den kolonialen Raum. So nennt er zum einen die ubiquitäre Verarbeitung der Napoleonfigur in der Literatur, die mit der exotischen Stilisierung der korsischen Herkunft und Physiognomie des Feldherren und Kaisers eine Identifikationsfigur liefert, die auch und gerade unter den Farbigen der überseeischen Herrschaftsgebiete eine besondere Kohäsionskraft entfalten könne. Zum anderen verweist er auf die Meisterschaft, mit der sich die Literatur der akademischen Diskurse über Orient und Afrika bedient und so dem fachlich abgesicherten Wissen vom ethnisch und kulturell Anderen eine für die englische Spartentrennung undenkbare Breitenwirkung verschafft. So berechtigt Saids Anliegen und so aufschlußreich seine Erkenntnisse auch sind, die (potentiellen) Rezipienten dieser hegemonialen Diskurse kommen bei ihm letztlich nur implizit vor und bleiben bloße Objekte. Im Rahmen dieses Projektes wird hingegen gefragt, wie sich in wechselseitigen (Kulturhegemonie etablierenden) Prozessen beide Seiten als Subjekte engagieren. Dabei scheint die hispanophone karibische Literatur des 19. Jahrhunderts zu zeigen, wie Recht Said hat mit seiner These von Kunst und Wissenschaft als „Grundlage des Imperiums“, die, wenn man sie aus dem Wege räume, das Imperium in sich zusammenbrechen lasse, zumindest längerfristig. Schließlich geschah genau das mit den Kolonien Spaniens.

Die Komplexität funktionierender kultureller Hegemonie zeigt sich an ihrer Kapazität, Widerstand zu integrieren, auch im Zentrum der Kolonialmacht selbst. Die integrative Napoleonfigur Saids findet ihre komplexe und mehrfach gebrochene Entsprechung in der Figur des haitianischen Unabhängigkeitskämpfers Toussaint Louverture in Lamartines gleichnamigem abolitionistischen Drama. Lamartine stilisiert Toussaint zum Agenten seines eigenen Antibonapartismus und seiner Ablehnung der Sklaverei, schafft damit jedoch einen schwarzen Napoleon, „der alle positiven Werte, die dem weißen von seinen Apologeten zugeschrieben werden, in sich vereint.“[22] Auch wenn es sich hierbei nur um ein kleines Element eines sehr viel globaleren hegemonialen Diskurses handelt, spiegelt und reproduziert es sich, als fast schon nonverbale Repräsentationsform, noch im Akt des Widerstands. Diese Dialektik der Macht ist noch augenfälliger, wenn die farbigen Protagonisten emanzipatorisch orientierter frankokaribischer Romane ihr Heil im Patriotismus und den alleinigen Garanten für ihre Anerkennung und Gleichberechtigung im Mutterland erblicken, wohl zu Recht. Denn trotz aller Kritik am „schoelcherisme“ ist es mehr als fragwürdig, ob die Abschaffung der Sklaverei ohne die langjährige Unterstützung durch illustre Kreise festlandfranzösischer Abolitionisten um Intellektuelle wie Lamartine, Bissette, Schoelcher, E. Arago, L. Blanc, Montalembert, Tocqueville u.a., sowie auch ohne die Februarrevolution von Dauer gewesen wäre. Doch die Stabilität des in kultureller Hegemonie verankerten Machtsystems äußert sich gerade in seiner Flexibilität: Durch den Entschädigungsanspruch der „enteigneten“ Sklavenhalter wurde die Ausbeutung der (schwarzen) Unterschichten sofort auf eine neue (kapitalistische) Grundlage gestellt. Nun resultierte das Elend nicht mehr aus der Hautfarbe, sondern aus materieller Not und mangelnden Bildungschancen.[23]

Das Augenmerk soll jedoch nicht primär auf die (flexible) Stabilität des globalen Ganzen gerichtet werden, sondern auf die dynamischen Mikrostrukturen des Austausches und der Zirkulation. Der Nachweis von Rezeptionsmustern in der Karibik anhand der dortigen kulturellen Produktion selbst ermöglicht einen gezielten Zugriff auf die Texte und Mittler, die sich für den spezifischen kolonialen Raum (der Karibik) als relevant erwiesen haben. Hier liegen bereits Ergebnisse vor, mit denen sich die entsprechenden Repräsentationsformen im Mutterland untersuchen lassen. Dazu gehören 1) die Autoren und Werke, die im kolonialen Raum besonders intensiv aufgenommen oder sogar literarisch verarbeitet wurden; 2) betrifft das die direkten Kontakte zwischen den Akteuren selbst; 3) geht es um den spartenübergreifenden Austausch, auf den Said verweist, wenn er die enge Verbindung zwischen Literatur und Wissenschaft im nach-napoleonischen Frankreich betont.
 

2.1. Rezeptionsvarianten

Die französische Romantik wird in der Karibik besonders intensiv rezipiert. Dies gilt besonders für Autoren, die sich – wie Lamartine, Chateaubriand und Hugo – explizit mit Themen und Motiven der Neuen Welt und z.T. auch mit der Karibik selbst beschäftigen.[24] Neben den Klassikern wird auf früh- oder vorromantische bukolische Dichtungen des späten 18. Jahrhunderts verwiesen und natürlich immer wieder auf Rousseau, dessen Wirkung auf die karibischen Autoren kaum überschätzt werden kann. In der Rezeption der v.a. französischen Romantik durch die karibischen Autoren lassen sich bis jetzt grob fünf Rezeptionsmuster ausmachen:

1. explizite Rezeption der französischen Romantik als ungefilterte Glorifizierung der französischen Kulturnation (v.a. Poirié)

2. Spiegelung der Rezeption der französischen Romantik im Leseverhalten der Protagonisten narrativer Texte (v.a. Lamartine- oder Chateaubriand-Lektüre)

3. implizite Rezeption der sozial-revolutionären Romantik (vornehmlich an V. Hugo orientiert)

4. vermittelte Orientierung an den Fremdbildern französischer Romantiker zur Bestimmung des Eigenen (Autoexotismus)

5. romantische Naturbeschreibung orientiert an Autoren wie Chateaubriand.

Welchen Beitrag zur Herrschaftslegitimierung leisten die Texte französischer Romantiker, insbesondere derer, die sich mit der Neuen Welt beschäftigen? Oder in den Worten Saids: Welche „Gußform von Ideen [Ethiken] und konditionierten Reflexen“ wird bereitgestellt, in die sich das Geschäft des Imperiums goss? Oder genauer: Wie füllen sie Herrschaft implizit (und oft unintentional) mit Sinn, der für die Intellektuellen der Karibik konsensfähig ist? Die Rezeptions-, Umsetzungs- und Umformungsmuster dienen als Ansatzpunkte für eine Neulektüre der bekannten Texte[25], an deren Meisterschaft und Eleganz Saids zentrums-orientierter Ansatz abgeglitten zu sein scheint. Doch trotz des ungeheuren Unterschieds zwischen englischem und französischem Modell kolonialer Herrschaft, das Hannah Arendt treffend am „[Prinzipien]Streit zwischen den Rechten eines Engländers und den [universalistischen] Menschenrechten“ festmacht[26], sind die Fragestellungen Saids nach (imperialen) Raumkonzepten und Kartographien[27] in der Literatur aufschlussreich. Der Vergleich mit England ist umso angesagter als sich die territoriale Konkurrenz um die karibischen Inseln (v.a. an der Wende vom 18. zum 19. Jh.) auch in einem ideologischen Wettstreit um die haltbarere moralische Rechtfertigung kolonialer Herrschaftsansprüche niederschlägt, sicherlich nicht der unwichtigste Antriebsfaktor für die Abschaffung der Sklaverei 1833/34 in den britischen Besitzungen. Allerdings geht es Said primär um die Legitimation kolonialer Herrschaft und Expansion vor dem heimischen Publikum, während hier auch nach der Integration der kolonialen Subjekte selbst gefragt wird. Der Verweis auf die gottgewollte und von Europäern erhaltene Ordnung, wie sie sich in kruder Form bei Carlyle findet, spielt in den sehr viel säkulareren französischen Texten kaum eine Rolle, doch tragen sie – wie bei Chateaubriand und in der späten bukolischen Lyrik mit ihren romantisierenden Naturbeschreibungen – europäische Vorstellungen von einem locus amoenus (oder u-topos) in die Welt der Kolonien, die sie auf diese Weise in einen neuen Referenzrahmen stellen, transgredieren und so mit einem imaginären Sinngehalt ausstatten, der offenbar von der lateinamerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts insgesamt, egal wie sozialrevolutionär sie sich auch gebärden mag, begierig aufgenommen und übernommen wird.[28]

2.2. Romantische Netzwerke in Paris

Paris war der zentrale intellektuelle Umschlagplatz. Hier trafen die frankophonen Literaten aus den karibischen (Ex-)Kolonien mit Repräsentanten von Kultur und Wissenschaft aus dem Mutterland zusammen und in diesem Austausch entstanden und zirkulierten Wissen und Ideen. Welche direkten literarischen und politischen Kontakte gab es und wie gestalteten sie sich? (Interessanterweise scheint Hugo z.B. mit so unterschiedlichen Autoren wie Levilloux und Maynard befreundet gewesen zu sein.[29]) Welche Verbindungen wurden spartenübergreifend geknüpft: mit Akteuren politischer Interessenvertretungen wie der abolitionistischen Société des amis des noirs auf der einen, Repräsentanten des apologetisch-rassistischen Club Massiac auf der anderen Seite? Wie hermetisch, offen oder in einander verstrickt waren diese Kreise, in denen Literaten eine führende Rolle spielten und die in unmittelbarem und vielfältigem Austausch mit den Kolonien gestanden haben müssen, eine Verbindung, die jedoch mangels Untersuchungen bisher nur erahnt werden und allein für die Verbindungen zwischen den Antiabolitionisten (mit dem Cercle de l’Hermine auf Martinique) als sicher gelten kann?[30] Wie schlugen sich die Erfahrungen im Gastland in der karibischen Literatur nieder? Wie hat der unmittelbare Austausch das Verhältnis der Literaten zum Mutterland eingestellt? Welche Folgen hatte er für das Verständnis und die Verortung des Herkunftslandes? Und welchen Ausdruck fanden diese Mikrodiskurse in der Literatur? Spielten die verstreuten Akteure der spanischsprachigen Karibik in diesem französischen Beziehungsgeflecht eine Rolle, auch wenn sie kaum länger in Paris gelebt haben?

2.3. Neue Organisationsformen des Wissens und Neue Welt: Ethnologie, Historiographie

Der Ethnologie, die in Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts institutionell verankert wird und eine für diese frühe Phase noch weitgehend unbeachtete Produktivität entfaltet, kommt im Austausch mit der Neuen Welt und ihren Einwohnern eine Schlüsselrolle zu, werden doch neues Wissen bzw. die Vorstellungen über den Anderen gerade an dieser Schnittstelle generiert, um die europäischen Menschenbilder und langfristig den Weltherrschaftsanspruch mitzuprägen, der in der Phase des scramble for Africa einen fatalen Höhepunkt erreichen wird. Inwiefern die Debatten „wissenschaftlicher“ und „literarischer“ Ethnologen in (und zwischen) Mutterland und Kolonie etwas mit frühen Rassetheorien des französischen Adels à la Boulainvillier zu tun haben und (oder) imperialistisch gewendete Theorien von der Ungleichheit der Rassen beeinflussen, bedarf der eingehenden Untersuchung, doch fällt auf, dass auch die abolitionistisch gesinnten Intellektuellen in der Karibik sehr selbstverständlich mit diesen Kategorien operieren, die nicht nur seit Buffon gängige Taxonomien widerspiegeln, sondern die auch den rechtlichen Rahmen der kolonialen gesellschaftlichen Hierarchien (inklusive Sklaverei) bemessen, innerhalb dessen sich die Akteure alltäglich bewegen[31]. Die wissenschaftlichen Sparten (v.a. Ethnologie und Historiographie, aber auch Geographie und Archäologie), die sich gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts[32] (vor den großen Gründungen der Société und Ecole d’Anthropologie de Paris bzw. der Revue historique in den 1850er-1870er Jahren) noch wenig konsolidiert hatten, standen, was die ethnographische Darstellung der Neuen Welt angeht, allein schon stilistisch der literarischen Welt sehr nahe, besonders dem literarischen Reisebericht, so dass klare Zuordnungen, wie in Humboldts Fall, kaum mehr möglich sind[33]. Dialog und Transfer, sowohl zwischen Wissenschaft und Kunst als auch zwischen mutterländischen und kolonialen Wissensproduzenten, sollen deshalb, ungeachtet aller Strahlungskraft französischer Kultur, nicht als Einbahnstraße, sondern als wechselseitiger Prozess verstanden werden. Nirgends dürfte sich der nachhaltige Erfolg der französischen mission civilisatrice sowie die Flexibilität und Absorptionsfähigkeit des hegemonialen Systems so deutlich nachweisen lassen wie in der Ethnologie, die selbst schon eine Antwort ist auf das seit dem 18. Jahrhundert erhöhte exotische und zunehmend romantisierende Interesse der französischen Bildungsschichten an der Andersartigkeit des überseeischen Raumes und seinen Bewohnern[34] und die den Austausch professionalisiert, ohne jedoch das Erbe und den Anspruch des aufklärerischen Universalgelehrten bereits gänzlich aufzugeben.[35]

Wie die Reiseliteratur so scheint auch die Ethnologie die literarische Rezeption karibischer Autoren im Mutterland begünstigt zu haben. Aufgrund der größeren Problematisierung der inneren Spannung zwischen Eigenem und Fremdem und der originelleren Identitätsentwürfe gilt das für die Rezeption der hispanokaribischen Werke in stärkerem Maße als für die der frankokaribischen, auch wenn (und gerade weil) das Mutterland Spanien selbst, im Hinblick auf die Herausbildung neuer Wissenssysteme, dem französischen Mutterland nichts auch nur annähernd vergleichbares entgegenhalten konnte. Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Literatur und Ethnographie? Wer dient wem als Quelle und wie scharf lassen sich Grenzen ziehen vor dem Hintergrund des häufigen ethnographischen Selbstverständnisses der Autoren? Welche Rolle spielt die spanischsprachige Literatur der Karibik in diesem Austausch mit der jungen Wissenschaft?
 

3. Transkaribische Dimenionen nach der Abolition

3.1 Saint-Pierre - Port-au-Prince - New Orleans - Paris: Koloniale Achsen und ihre literarischen Repräsentationen in der frankophonen Karibik nach 1848

Nach dem Niedergang des ersten französischen Kolonialreichs, der mit dem Verlust Haitis besiegelt wird, verlieren die französischen Antillen für das Mutterland an Bedeutung. Dies wird besonders durch die Abschaffung der Sklaverei (auf Martinique, Guadeloupe) im Jahr 1848 markiert. Das bereits seit 1804 unabhängige Haiti bewahrt seine Sonderrolle während des ganzen 19. Jh. Während sich für das Mutterland v.a. die ökonomische Rentabilitätslage ändert und sich der koloniale Blick spätestens ab 1830 auf Nordafrika richtet, werden ab 1848 auf den wenigen noch kolonialen Karibikinseln selbst die schwarzen Sklaven durch indische und chinesische Arbeiter ersetzt.

Martinique/Guadeloupe

So liegt es nahe, daß sich Fragen nach Formen des ethnischen und kulturellen Zusammenlebens nach der Abolition im französischen Kolonialreich neu stellen. Wenn auf Martinique und Guadeloupe schwarze Sklaven durch Fremdarbeiter aus Indien und China ersetzt werden, wie wird diese neue ethnisch-kulturelle Dimension in der Literatur reflektiert? Die wenigen Autoren, zunächst immer noch vorwiegend Békés, also Mitglieder der weißen Pflanzeroligarchie, haben als kulturelles und politisches Zentrum weiterhin Paris. Eine geradezu emblematische Schriftstellerpersönlichkeit für die Untersuchung kolonialer Transferprozesse in der Literatur ist der aus Saint-Pierre/ Martinique stammende – nahezu unerforschte – Xavier Eyma (1816-1876). Im Alter von 16 Jahren kam er nach Paris, wo er 11 Jahre für das Marine-Ministerium arbeitete. Es folgten einige Reisen durch die USA, v.a. nach Louisiana, wo ein Teil seiner Familie seit 1837 lebte. Angesichts der Masse seiner publizierten Schriften gilt er auch als „Balzac der Tropen“. Die bei vielen Intellektuellen der französischen Karibik im 19. Jahrhundert anzutreffende kontinuierliche Bewegung zwischen den Antillen, Paris und Louisiana reflektiert sich bei ihm direkt in der Wahl seiner Titel: "Les femmes du nouveau monde" (1853); "Les deux Amériques" (1853); "Les peaux rouges" (1854); "Les peaux noires" (1856): "La République Americaine; ses institutions; ses hommes" (2 vols.. 1861)" "Les trente quatre etoiles de l'union Americaine" (2 vols.. 1862), "La Chasse à l'esclave" (1866)…. – um nur einige wenige zu nennen.
Als Befürworter der Sklaverei ging es ihm v.a. darum, die Debatten in New Orleans dahingehend zu beeinflussen, dass nicht auch noch im Süden der Vereinigten Staaten– wie 1848 im französischen Kolonialreich – die Sklaverei abgeschafft werden sollte. Seine Gedanken zum Ideen- und Erfahrungs-Transfer, die über das immense narrative und essayistische Werk vermittelt werden, bewegen sich selbst im Rahmen von vielfältigen Transferprozessen innerhalb des französischen Kolonialreichs, aber auch zwischen den unterschiedlichen Kolonialreichen und der dekolonisierten (neuen) Welt. So vergleicht er in seinem Essay La vie aux Etats Unis den Hahnenkampf auf Kuba mit dem Hahnenkampf in Mexiko und in Manila. [36] Bezeichnenderweise wird bei ihm die Linie Kuba, Mexiko, Philippinen ganz selbstverständlich vorausgesetzt. [37] Ebenso selbstverständlich vergleicht er beispielsweise Pflanzer auf Kuba mit Pflanzern in Louisiana. [38] Bemerkenswert ist seine Offenheit für den spanischen Kolonialismus, den er dafür lobt, daß er in der Lage ist, Kuba zu halten, „la siempre fiel“, den er sogar dem französischen Kolonialreich als Vorbild entgegenzuhalten scheint. Eyma denkt innerhalb von kolonialen Systemen, deren Kulturen er aber durchaus miteinander vergleicht (die politischen Kulturen eingeschlossen). Die französische kreolische Oberschicht ist durch ein enges Band in den verschiedensten Weltregionen miteinander verbunden. So lobt er die kreolische Oberschicht in Louisiana, und stellt außerdem die französische „kreolische Rasse“ weltweit der angelsächsischen gegenüber. Ähnlich globale Vorstellungen regionaler Zusammenhänge liegen seinem Roman Le roi des tropiques zugrunde. Hier wird weder inner- noch circum-karibisch unterschieden: die Tropen bilden eine Zone.
Während literarische Beispiele vor 1848 eines Levilloux oder Maynard de Queilhe (die ausführlich von den ersten beiden Teilprojekten bearbeitet werden) darauf hindeuten, daß sich Transfers auf einer eindimensionalen bi-polaren Achse zwischen Mutterland und Kolonie abspielen, haben die Transfers bei Eyma durchaus mehrdimensionalen Charakter. Er hat als Referenzrahmen nicht nur den circumkaribischen Raum, sondern geht mit den Philippinen auch weit über ihn hinaus. Diese Öffnung führt bei ihm allerdings nicht zu einer Infragestellung des kolonialen Status quo. Im Gegenteil, er affirmiert den Status Frankreichs als Kolonialmacht, wo er nur kann. Ganz im Sinne der Idee der Mission civilisatrice hat Frankreich erfolgreich seine koloniale und kulturelle Strahlungskraft umgesetzt, auch wenn Eyma die Abschaffung der Sklaverei als einen schwerwiegenden Fehler bedauert, und am liebsten das Rad der Geschichte zurückdrehen zu wollen scheint.

Haiti: Frankophilie bei politischer Autonomie

Im Falle des bereits seit 1804 unabhängigen (und erst 1825 von Frankreich anerkannten) Haiti, dessen erste Jahrzehnte von schwersten sozialen und politischen Verwerfungen beherrscht sind, gewinnt die Schriftkultur überhaupt erst in der zweiten Hälfte des 19.Jh. ihr eigenständiges Gewicht und avanciert zu einen bedeutenden Legitimationsfaktor – und zwar sowohl auf literarischer als auch auf historiographischer Ebene.
Dabei spielt – gegenläufig zur Situation in der hispanophonen Karibik – die kulturelle Anlehnung an das ehemalige Mutterland eine entscheidende Rolle (s. Erstantrag). Gerade aus diesem Grund markiert ein Roman wie Stella von Emeric Bergeaud (1859), der erste haitianische Roman überhaupt, eine besondere Art von Gründungsmythos. Die Entwicklung der haitianischen Geschichtsschreibung mit solch wenig untersuchten Monumentalwerken von Autoren wie Ardouin und Nau muß hier parallel untersucht werden.
Welche Rolle spielen die umfangreichen haitianischen Historiographieprojekte, die – parallel zur Konsolidierung der haitianischen Literatur – vom Staat in Angriff genommen wurden [39] ? Insgesamt scheinen die kulturellen Bestrebungen, bei denen alle in Haiti noch bedeutsamen afrikanischen Kulturmanifestationen als rückständig angeprangert wurden, daraufhin zu zielen, die Akzeptanz durch die westlichen Länder zu erlangen und durch kulturelle Leistung die Ebenbürtigkeit des Schwarzen mit dem Weißen unter Beweis zu stellen. Welche Bedeutung hat die Frankophilie in diesem für die Karibik einzigartigen ausschließlich schwarzen Kontext? Kann man hier von einer Kulturalisierung der auf den anderen Inseln rassischen und essentialistischen Unterscheidungskriterien sprechen? Tritt französische Kultur an die Stelle von (weißer) Hautfarbe?
Connaissez-vous le pays du cèdre et de la vigne, où sont des fleurs toujours nouvelles, un ciel toujours brillant; où les ailes légères du zéphyr, au milieu des jardins de roses, s’affaissent sous le poids des parfums; où le citronnier et l’olivier portent des fruits si beaux; où la voix du rossignol n’est jamais muette; où les teintes de la terre et les nuances du ciel, quoique différentes, rivalisent en beauté? [40]
Diese romantische Lobpreisung der Natur steht am Anfang von Stella. Es handelt sich dabei um eine Kopie von Lord Byron, der – zumindest in seiner ersten Zeile – wiederum wortwörtlich Goethes „Mignon“ zitiert. Hier werden die Beschreibungen italienischer Naturräume von deutschen oder englischen Dichtern in die Karibik verpflanzt, um dort wiederum das angeblich „Eigene“ zu besingen.

Haiti, Paris und Afrika kommen im Roman vor, allerdings als in sich geschlossene, statische Räume. Die strenge Ausrichtung an den zivilisatorischen Errungenschaften Frankreichs hat zur Folge, dass Afrika nur ein abstrakter Erinnerungsort bleibt. [41] Diese Erinnerung, die nur über Verweise auf den Geburtsort der beiden Protagonisten Romulus und Remus immer wieder wachgerufen wird, ist eindimensional und vermittelt keine Bewegung. Bergeaud will Haiti aus dem Status des Anderen herausführen und in den Reigen der westlichen Nationen integrieren. Stella ist eine Allegorie auf das revolutionäre Frankreich, das dem haitianischen Volk (und letztlich der Welt) in Form der Menschenrechtserklärung die Idee der Freiheit brachte und den Mut gab, dafür zu streiten und sich gegen das kolonisierende Frankreich zu erheben. Der Roman unterscheidet auf diese Weise deutlich zwischen dem kolonisierenden und erobernden Frankreich auf der einen, und dem Frankreich als Mutter der Künste, Literatur und Freiheit auf der anderen Seite. Inwiefern reiht sich der Roman ein in diejenigen Haiti-Diskurse, die letztlich auf der Insel selbst – in den Worten Sibylle Fischers – zu einem Schweigen über Haiti beitragen? Stella, häufig interpretiert als erster gründungsfiktionaler Roman des jungen haitianischen Staates, ist eine weitere Leerstelle innerhalb des Schweigens über die haitiansiche Revolution in den westlichen Elitekulturen. [42]

New-Orleans

Ganz anders sieht es allerdings in einer der benachbarten ehemaligen Kolonien des französischen Kolonialreiches aus: in New Orleans. Dort hatte sich Frankreich zwar noch Ende des 18. Jahrhunderts zurückziehen müssen, bezeichnenderweise hielt sich aber eine an die französische Sprache und Kultur gebundene Schicht, die sich teilweise mit der schwarzen Bevölkerung vermischte, v.a. durch Massenfluchtbewegungen aus Haiti nach der dortigen Revolution 1804: die sogenannten Creoles of color. Ihren wichtigsten literarischen Ausdruck fanden sie in ihrer Lyrik-Sammlung Les Cenelles. Dort versuchen die im einzelnen ethnisch-kulturell schwer identifizierbaren Autoren, sich selbst in einem Dazwischen zu verorten: auf der einen Seite durchaus an afrikanischer Herkunft orientiert, auf der anderen Seite sehr Frankreich-fixiert, in ständiger Nostalgie und Sehnsucht nach dem einstigen Mutterland.

Indem sich die Free People of Color nicht an den Mitte des 19. Jahrhunderts aufkommenden afroamerikanischen Genres wie der Folktale oder der Slave narrative orientierten, und indem sie anstatt auf eine möglichst wirklichkeitsgetreue Wiedergabe afroamerikanischen Dialekts auf Hochkultur-Französisch und romantische Themen setzten, betonten sie die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen ihrer Gruppe und nicht-kreolischen Farbigen. [43] Vor dem Hintergrund der stärker werdenden gesellschaftlichen Marginalisierung ging es für die Creoles of Color in den 1840er und 50er Jahren in ihrer Literatur darum, ihre Ähnlichkeit und Zugehörigkeit zur weißen kreolischen Gesellschaft zu dokumentieren.
Indem sie sich in die französische Literaturtradition der Romantik einschrieben und sich dabei auf Gemeinsamkeiten wie den Katholizismus beriefen, schufen die Creoles of Color ein Gegengewicht zum angloamerikanisch-protestantischen Identitätsentwurf. [44]

Im Zuge der Sezessionskriege kam es dann zu einzelnen Versuchen einer Rückkehr nach Haiti. Es war mehr als ein Freiheitsversprechen, das die Flüchtlinge aus Louisiana in die Schwarze Republik lockte. [45] Farbige Kreolen in Louisiana fühlten eine starke Verbindung zu Haiti und viele von ihnen gehörten zur dritten Generation von Immigranten des einstigen Saint-Domingue. In der ersten Dekade des 19. Jh. war die Immigration aus Saint-Domingue in New Orleans so stark, daß sich die Bevölkerung in einem Jahr verdoppelte. Ein aufschlussreiches Beispiel ist der Artikel „Souvenirs de la Louisiane“ in L’Opinion Nationale, 1862, der damals wichtigsten Zeitung aus Port-au-Prince von Joseph Colastin Rousseau. Dieser Artikel ist ein frühes Beispiel von Literaturgeschichte eines farbigen Kreolen aus Louisiana. Er beschreibt die romantischen Dichter, weiße wie schwarze, als eine unglückliche Gruppierung, verbunden durch Verfolgung und ökonomische Krise. Er spricht auch von Blutsbrüdern, bedient sich pan-afrikanischer Ideen und er plädiert für eine stärkere kreolische Solidarität. Rousseau, selbst Sohn eines Flüchtlings aus Saint-Domingue, schreibt am Ende:
"afin de renseigner tous les membres de la grande communauté aussi bien que nos frères les Haïtiens--lesquels nous touchent de si près-- sur l'existence de nos frères louisianais: parce que là-bas quand on dit: Louisianais, c'est comme si l'on disait Haïtiens." [46]
In dem Projekt geht es darum, diese verschiedenen Manifestationen der Selbstverortung innerhalb und außerhalb bestehender französischer kolonialer Herrschaft zu fassen, die zwar alle bejahend das Dach französischer Kultur und Sprache heraufbeschwören, sich zugleich aber in deutlich vielfältigeren sozialen, politischen und kulturellen Rahmen bewegen. Dabei soll es nicht bei einem bloßen Vergleich bleiben, sondern es wird davon ausgegangen, daß auch diese unterschiedlichen Sphären in mannigfaltiger Weise ineinander verschachtelt sind, wie es beispielsweise Eyma’s Bezugnahmen auf Louisiana deutlich machen, auch wenn er kaum ideologische Gemeinsamkeiten mit den Cenelles gehabt haben dürfte.

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Zimmermann, Bénédicte, Michael Werner: „Penser l’histoire croisée: entre empirie et réflexivité.“ In: Annales HSS 58(1), janv.-février 2003, S. 7-36

 

Endnoten


    [1] Ottmar Ette unterscheidet, mit Verweis auf den Biowissenschaftler Friedrich Cramer auf der einen und Kants Kritik der reinen Vernunft auf der anderen Seite, zwischen einer „Inselwelt“, in der die Inseln zusammen eine (gemeinsame) Welt bilden, und der „Insel-Welt“ als relativ abgeschlossene Welt einer Insel mit ihrer eigenen Logik und Ordnung, die einen exklusiven Wahrheitsanspruch erhebt. Beide Konzepte müssten berücksichtigt werden im Hinblick auf den karibischen Raum. Vgl. Ette (2005), S.123-124.

    [2] Vgl. hierzu auch Benítez Rojo (1998), S. 15f.

    [3] Départements d’outre mer seit 1946.

    [4] Interdisziplinäre Fragestellungen, die die niederländischen und britischen Besitzungen und ihre interaktiven Dynamiken mit den jeweiligen Mutterländern vergleichend einbeziehen, sollen daher im Rahmen einer Konferenz angestoßen werden. Dabei kommt der britischen Hegemonialsphäre ein besonderes Gewicht zu, nicht nur wegen der relativ frühen, v.a. von ökonomischen Motiven getragenen Abschaffung der Sklaverei (1833 im Vergleich zu 1848 für die französischen Kolonien), sondern auch weil sich hier die Bedeutung der USA – neben ihrer zunehmenden ökonomischen und politischen Einflussnahme, deren koloniale Züge immer stärker zutage treten – als potentielles Vorbild auch in kultureller Hinsicht, v.a. aufgrund der sprachlichen Nähe, besonders gut entfalten konnte. Hinzu kommt die Bedeutung des britischen Imperiums für die postkoloniale Theoriebildung insgesamt – man denke nur an Edward Said oder Homi Bhaba –, was einen Vergleich der französischen mit der britischen Karibik besonders fruchtbar machen kann. Geht man anstatt von einem historischen von einem epistemischen Postkolonialismus-Begriff aus, so kann das 19. Jahrhundert in Lateinamerika durchaus in diesen Kategorien reflektiert werden.

    [5] Für die folgenden Ausführungen möchte ich betonen, dass ich bei Verwendung der männlichen Form immer auch die Autorinnen Gertrudis Gómez de Avellaneda, Thérèse Bentzon und Condesa de Merlín mit einbeziehe.

    [6] Das geschieht im Sinne einer „histoire croisée“, wie sie Bénédicte Zimmermann und Michael Werner (2003) gefordert haben.

    [7] Natürlich muss der Zugriff der Akteure z.B. auf zeitgenössische Rassetheorien und -kategorien ernstgenommen werden und nicht einfach als absurd abgetan oder mit moralischer Indignation quittiert werden. Das geschieht leider häufig in der (eher spärlichen) Forschungsliteratur zur kulturellen Produktion der Karibik des 19. Jahrhunderts. So be- und verurteilt Maignan-Claverie die essentialistischen Zuschreibungen „selbst“ der sklavereikritischen Autoren aus der (anachronistischen) Perspektive der négritude-Bewegung, was der hermeneutischen Nuancierung ihrer Studie einigen Abbruch tut.

    [8] So fragt Fischer (2004) nach den Rückwirkungen der haitianischen Revolution auf zentrale Repräsentationsformen der europäischen Moderne, oder genauer, sie wendet diese negativ, indem sie die Ausblendung der Sklaverei (und ihrer konsequenten Bekämpfung) als konstitutives Element der Moderne für deren eurozentrische Perspektive mitverantwortlich macht.

    [9] Im Falle der kanonisierten Autoren der spanischen Karibik ist vieles bekannt, gerade auch durch die breit geführten literarischen und politischen Debatten, während zu den frankophonen Autoren oft nur sehr spärliches Material vorliegt.

    [10] Soziologische Ansätze zur Netzwerkforschung wie John Scott: Social Network Analysis. Sage Publications, Newbury Park. (CA), 1991; David Knoke: Political Networks: The Structural Perspective. Cambridge University Press, New York, 1990, sowie v.a. auch die von Bruno Latour, Michel Callon, John Law und Madeleine Akrich für den Bereich der Wissenschafts- und Technikforschung entwickelte „Actor Network Theory“ (ANT), deren klassische Texte Andréa Belliger und David Krieger ANThologie: ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie. Transcript-Verlag, Bielefeld 2006, kürzlich in einem Sammelband herausgegeben haben, und neuerdings (selbstkritisch) Latour (2006), können bei der Auswertung und Interpretation behilflich sein, doch sind natürlich soziologische Befragungen zur Ermittlung der Vernetzungen und Kontakte zwischen den Akteuren nicht möglich, weshalb hier auf Methoden der historischen Prosopographie zurückgegriffen werden muß, vgl. z.B. Stone (1971), S. 46–79. Jedoch erlauben neue komplexe Computerprogramme, weit über die alphabetischen Personenlisten der klassischen Prosopographie hinauszugehen. So hat der Soziologe Francis Chateaureynaud mit dem Informatiker Jean-Pierre Charriau das Programm Prospéro für die Geisteswissenschaften entwickelt, das es erlaubt, sehr komplexe Texte und Informationen mit gezielten Zugriffmöglichkeiten auf einer gemeinsamen Basis zu verwalten. Dazu ausführlich Chateaureynaud (2003). Durch Schaffung eines kleinen Intranets ermöglicht das der Forschungsgruppe, ihre Einzelbefunde permanent upzudaten, so daß die gesamte Gruppe darauf zurückgreifen kann. Besonders hilfreich wäre es, wenn die erste Konferenz „Bilder der Karibik…“ (s.u.) zugleich den Effekt hätte, weitere einschlägige Spezialisten an diese Datenbank zu vernetzen.

    [11] Die Lebensdaten fehlen in den Fällen, wo keine biographischen Informationen verfügbar waren.

    [12] Vgl. Wogatzke (2007), S. 540. Maignan-Claverie (2006), S.263 scheint Levilloux dagegen implizit zur Béké-Literatur zu rechnen. Wenn er ein Béké gewesen sein sollte, dann unterscheidet ihn seine politische Haltung jedoch deutlich von der genannten Béké-Fraktion unter den Literaten.

    [13] Levilloux (1977), S. 32, 28.

    [14] Dagegen stimmt wohl beides, hatten die Sklaven ihre Befreiung doch bereits erzwungen, bevor sie von der revolutionären Zentralregierung sanktioniert werden konnte. Vgl. Reinstädler (2006), S.115-116.

    [15] A un Français. Massillon Coicou 1870, S. 113-117.

    [16] Die wichtigsten historiographischen Werke sind: Thomas Madiou: Histoire d’Haïti. 1847-48. Beaubrun Ardouin: Etudes sur l’histoire d’Haïti, 1853-1860. Emile Nau: Histoire des caciques d’Haïti.

    [17] Wogatzke (2006), S.100.

    [18] In Childe Harold’s Pilgrimage wird u.a. der Freiheitskampf (der Spanier gegen Napoleon) romantisch stilisiert und die türkische Fremdherrschaft über Griechenland pathetisch beklagt. Naturerleben und -beschreibungen tragen Züge von Rousseaus „Nouvelle Héloise“ und seiner „Rêveries du promeneur solitaire“, die in der lateinamerikanischen und karibischen Rezeption der Zeit eine herausragende Rolle spielen. Mit seinem sich aus alten traditionellen Bindungen lösenden Freiheitspathos war Byrons stark autobiographischer Protagonist als Weltenwanderer Identifikationsfigur für die romantische Jugend in ganz Europa.

    [19] Heredia (1980), S.192-193.

    [20] Vgl. dazu v.a. Fluck (1997), S. 84-165.

    [21] Said (1993).

    [22] Middelanis (1996), S. 115. Genauso berechtigt ist es jedoch, den Aspekt des Widerständigen ernst zu nehmen, im Sinne des Transgressionsbegriffs, wie ihn Neumann und Warning (2003), S. 7-16 (Einleitung) mit Bezug auf Michel der Certeau und den frühen Foucault fassen.

    [23] Dazu gehörte die Verdingung 6-jähriger Kinder für schwere Lohnarbeit auf den Zuckerrohrplantagen. Vgl. Nicolas (1996), S.117 ; vgl. auch Reinstädler (2006), S. 216.

    [24] So äußerte sich beispielsweise der haitianische Schriftsteller Jean-Baptiste Chenêt 1846: „Lamartine, Hugo, sont des dieux immortels: Ils ont reçu ma foi, je sers sur leurs autels“ (Études poétiques, S. 192), zitiert nach Hoffmann, S. 99.

    [25] Auch das Transgressionskonzept ist hier vielversprechend, vgl. Neumann und Warning (2003), S.7-16 (Einleitung).

    [26] Arendt (1995), S.385-404.

    [27] Hier ist v.a. Saids Analyse von Jane Austens Mansfield Park von Bedeutung, zeigt er doch wie mit der örtlichen Disposition der Familienwelt ein Verweisungszusammenhang auf den kolonialen Herrschaftsraum suggeriert wird, der im Text jedoch immer nur implizit zur Sprache kommt, wenn Sir Thomas abwesend ist, d.h. auf seiner Plantage in Antigua dieselbe (patriarchalische) Ordnung schaffen muss, deren moralische Notwendigkeit auch für das Zusammenleben der Familie explizit demonstriert wird. Said (1993), S.129-149. Vgl. in Frankreich auch die neuen Raumkonzeptionen in der Geographie von Volney.

    [28] Vgl. zur bukolischen Lyrik v.a. die klassischen Studien von Wolfgang Iser: Das Fiktive und das Imaginäre. Perspektiven literarischer Anthropologie. Suhrkamp, Frankfurt (Main), 1993.

    [29] Vgl. Toumson (1979) S. 69.

    [30] Bis heute liegt nur eine Spezialstudie zur Société des amis des noirs von 1788-1799 vor, vgl. Dorigny, Gainot (1998). Für das 19. Jahrhundert gibt es dazu hingegen kaum Arbeiten.

    [31] Interessanterweise suchen Intellektuelle auf Kuba (ähnlich wie Buffon) in Assimilation und Homogenisierung eine Lösung des „Problems“ der schwarzen Bevölkerung. Bereits in den 1840er und 1850er Jahren werden Mischehen als Allheilmittel angepriesen, s.o., auch Reinstädler (2006), S. 43-44 und Zeuske (2000), S.119 – ganz anders als bei Gobineau, der darin die Ursache für den Niedergang und die Degeneration der Rassen zu erblicken meint, ähnlich wie es sich in polygenistischen Theorien der Zeit, v.a. britischer Provenienz, beobachten lässt, die Hannah Arendt, op.cit. als die dem englischen Kolonialbeamten maßgeschneiderte Weltanschauung ansieht. Aber auch in Frankreich gab es mit J.-J. Virey, Bory de Saint-Vincent, A. Desmoulins und A. Duméril Polygenisten. Vgl. v.a. J.-J. Virey Histoire naturelle du genre humain, 1801, wenn auch die Monogenisten um Cuvier mit ihrer Klassifikation der menschlichen Rassen (kaukasisch, mongolisch, negroid) federführend blieben. Besonders einflußreich waren die Studien zur Schädelvermessung, bei denen sich v.a. Paul Broca, der spätere Gründer der Société d’Anthropologie de Paris, hervorgetan hat.

    [32] Schon 1799, anläßlich der Gründung der Société des observateurs de l’Homme, hatte der „idéologue“ de Gérando mit seinen Considérations sur les diverses méthodes à suivre dans l’observation des peuples sauvages einen Leitfaden für ethnologische Untersuchungen in Form eines Fragebogens vorgelegt, der vom Kapitän Baudin bei seiner Australienmission 1800-1804 umgesetzt wurde. Hier nahm de Gérando bereits Malinowskis Regel vom „participant observer“ vorweg, wenn er erklärte: „Le premier moyen pour bien connaître les sauvages est en quelque sorte de devenir l’un d’entre eux“. Zu Beginn des Jahrhunderts hielt der Generalsekretär der Société Jauffret die wohl erste regelmäßige Vorlesung zur vergleichenden Ethnologie und veröffentlichte 1803 sein Mémoire pour l’établissement d’un Musée anthropologique. Die Société vereinigte Mediziner, Naturforscher, Juristen und Historiker, die sich alle zugleich auch als Philosophen begriffen. Dazu v.a. Moravia (1973), vgl. auch Poirier (1969), S. 21-32. Vergleichend zur Geschichte der deutschen Volkskunde siehe Kaschuba (2003), S.17-111. Jörn Garber und Heinz Thoma verzeichnen für die erste Hälfte des 19. Jh. in Frankreich über 30 ethnologische Zeitschriften. Gespräch mit Heinz Thoma. Vgl. auch Garber, Thoma (2004).

    [33] 1839 wurde in Paris die Société ethnologique unter Federführung des französischen Naturforschers William Edwards gegründet, der ähnlich wie de Gérando einen ethnographischen Fragebogen Instructions générales aux Voyageurs entwickelt hat, mit dem die Ethnologen sich jetzt explizit an Reisende als Informanten wandten. Es standen sich also meist reisende Ethnographen und kabinettgelehrte Ethnologen gegenüber. Schon 1843 hat Gustav Klemm: Allgemeine Kulturgeschichte der Menschheit, 1843 versucht, die vorliegenden Reiseberichte zu systematisieren und theoretisch auszuwerten. Darüber hinaus gab es jedoch durchaus auch Forscher mit Systematisierungsanspruch, die sich selbst aufs „Terrain“ begeben haben. Einer der bekanntesten – neben Humboldt, über dessen Wirken Ette bereits umfassend gearbeitet hat – war d’Orbigny: L’homme américain considéré sous ses rapports physiologiques et moraux, Paris, 1839.

    [34] Zusammenfassend auch für die Vorreiterrolle Frankreichs im 18. Jahrhundert Riedel (1994), S.114-115.

    [35] Thoma (2006).

    [36] Louis Xavier Eyma (1876): La vie aux Etats-Unis. Notes de voyage. Paris: E. Plon, S. 280.

    [37] Eyma 1876, S. 274.

    [38] Eyma 1876, S. 266.

    [39] Die wichtigsten historiographischen Werke sind: Thomas Madiou: Histoire d’Haïti. 1847-48. Beaubrun Ardouin: Etudes sur l’histoire d’Haïti, 1853-1860. Emile Nau: Histoire des caciques d’Haïti.

    [40] Émeric Bergeaud (1859). Stella. Paris : E. Dentu, S. 1.

    [41] Annegreth Thiem (2007): Raumstruktur und kulturelle Verortung in der französisch- und spanischsprachigen Prosaliteratur der Karibik des 19. Jahrhunderts. Habilitationsschrift Universität Paderborn, S. 74.

    [42] Sibylle Fischer (2004): Modernity Disavowed. Haiti and the Cultures of Slavery in the Age of Revolution. Durham: Duke University Press.

    [43] Nina Möllers (2008): Kreolische Identität. Eine amerikanische ‚Rassengeschichte‘ zwischen Schwarz und Weiß. Die Free People of Color in New Orleans. Bielefeld: Transcript, S. 155.

    [44] 2008, S. 156.

    [45] Möllers 2008, S. 152.

    [46] Joseph Rousseau: L'Opinion Nationale. 27 Déc 1862 ; Zit. nach Jean-Marc Allard Duplantier (2006): „Nos Frères d'Outre-Golfe“: Spiritualism, Vodou and the Mimetic Literatures of Haiti and Louisiana. In: http://etd.lsu.edu/docs/available/etd-11152006-152550/unrestricted/Duplantier_dis.pdf, S. 155 [20.02.2010].