Teilprojekt im SFB 1412: Register: Language-Users’ Knowledge of Situational-Functional Variation
A06 - Disentangling cross-linguistic and language-specific aspects of register variation
Fragestellung
Das Projekt hat zum Ziel, besser zu verstehen, wie Registerwissen mit grammatikalischen Aspekten des Sprachwissens zusammenhängt. Dies geschieht auf Basis einer vergleichenden Sichtweise und der Behandlung von Aspekten der universellen und sprachspezifischen Natur der Registervariation. Wir werden unsere Hypothesen testen, indem wir drei typologisch unterschiedliche Sprachen (Persisch, Deutsch, Yucatec Maya) mit sehr unterschiedlichen Registerunterscheidungen durch die parallele Anwendung derselben Methoden direkt vergleichen.
Die Sprachen unterscheiden sich stark in der Registervielfalt. Einige Sprachen (Persisch) zeigen auffälligere Unterschiede zwischen den Registern als andere (Deutsch), obwohl beide sowohl mündlich als auch schriftlich verwendet werden. Wieder andere Sprachen (Yucatec Maya) werden hauptsächlich für die mündliche Kommunikation verwendet, wobei der schriftliche Gebrauch erst am Anfang steht.
Forschungsziele
Zunächst werden wir sprachübergreifende vs. sprachspezifische Eigenschaften von Registern untersuchen (Forschungsziel 1) und dabei der Frage nachgehen, welche Aspekte der syntaktischen Variation sprachübergreifend mit Registern assoziiert und welche Aspekte sprachspezifisch sind.
Zweitens betrachten wir den Einfluss von Unterschieden in der Registervielfalt und von normativen Aspekten auf sprachübergreifende Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Registervariation (Forschungsziel 2).
Drittens werden wir uns auf syntaktische Phänomene konzentrieren, die mit der Kodierung von Informationsstruktur zusammenhängen und die aller Voraussicht nach registersensitiv sind, um die sprachspezifischen und die sprachübergreifenden Komponenten der Registervariation zu entflechten (Forschungsziel 3).
Die für diese drei Forschungsziele zu berücksichtigenden Phänomene umfassen (a) Wortfolgeoperationen, die die syntaktische Kompaktheit reduzieren, wie Rechts- und Linksdislokationen, und (b) die Wahl von referentiellen Ausdrücken als pronominal oder null. Genauer gesagt wird untersucht, i) ob es eine sprachübergreifende Assoziation von strukturellen Vorrichtungen gibt, die die syntaktische Kompaktheit reduzieren. Wir werden informelle spontane Sprache mit formaler Sprache und schriftlicher Sprache vergleichen, wobei wir erwarten, dass die bestehende Variation der Wortstellung deutlicher auf Positionen innerhalb der Satzgrenzen beschränkt wird. Wir werden ii) untersuchen, inwieweit sich die Variabilität in der Verwendung von referentiellen Ausdrücken durch Register innerhalb und zwischen den Sprachen unterscheidet.
Da sprachübergreifende Studien zur Registervariation immer noch selten sind, werden wir Methoden zur parallelen Untersuchung der Registervariation über Sprachen hinweg entwickeln, die sowohl die Sprachproduktion als auch die Wahrnehmung betreffen (Forschungsziel 4). Zunächst werden wir ein Lang*Reg-Korpus aufbauen, das auf geführter naturalistischer (spontaner) Sprachproduktion in verschiedenen Situationen basiert. In einem zweiten Schritt werden die Produktionsdaten durch Wahrnehmungsdaten ergänzt, die durch “gradient judgement” Studien und eine situative Klassifizierungsaufgabe zur Assoziation syntaktischer Varianten mit spezifischen situativen Kontexten gesammelt werden.
Projektleitung
Elisabeth Verhoeven, Institut für deutsche Sprache und Linguistik (IdSL) der HU Berlin
Aria Adli, Romanisches Seminar der Universität zu Köln
Teilprojekt in der International Virtual Academic Collaboration (IVAC)
Multilingualismus in der Alten und Neuen Welt
"Multilingualismus in der Alten and Neuen Welt" ist ein ehrgeiziges, forschungsbasiertes Lehrprojekt, das digitale und virtuelle Methoden einsetzt und diese mit konkreter soziolinguistischer Feldforschung verbindet. Entwickelt von Prof. Dr. Aria Adli und Prof. Dr. Gregory Guy von der New York University und auf der Grundlage ihres letztjährigen Projekts soll dieses Vorhaben eine zunächst "lokale" Methode auf globale, interkontinentale Fragestellungen übertragen.
Der Schwerpunkt liegt auf "Sprachen in Lateinamerika", wobei autochthone und afro-lateinamerikanische Minderheiten in der Neuen Welt betrachtet und mit der Mehrsprachigkeit und der Vielfalt der Varietäten in Europa (insbesondere auf der Iberischen Halbinsel) verglichen werden, sowie auf der Untersuchung davon, wie sie historisch miteinander verbunden sind.
An jedem Ort werden mit Hilfe eines zuvor aufgebauten Netzwerks von lokalen Beratern authentische Interviews in der Lebensumgebung der Sprecher in ihrer Muttersprache durchgeführt.
Die virtuelle Exkursion beginnt in São Paulo (afro-brasilianisches Portugiesisch), führt durch den südbrasilianischen Rio Grande do Sul (Riograndensen Hunsrückisch & brasilianisches Portugiesisch), die peruanische Hauptstadt Lima (Chanka Quechua & Spanisch), den Nordwesten Kolumbiens (Embera Chami & Spanisch), die Region Yucatán in Mexiko (Yucatan Maya & Spanisch) und endet im karibischen Havanna (afro-kubanisches Spanisch). Die Interviews mit den Sprecher:innen werden transkribiert, übersetzt und in einem nachhaltigen Format in der SAMD-Datenbank archiviert, deren Grundlagen in der ersten Förderperiode geschaffen wurden. Die Studierenden werden mit diesen empirischen Daten Kleingruppenprojekte und Hausarbeiten durchführen.
DAAD-Beihilfe
Multilingualismus im Iran
Das MISOGRA-Projekt fördert die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen Deutschland und dem Iran - seiner Hauptstadt Teheran und der Provinz Kurdistan - durch akademischen Austausch sowie durch die Anwendung moderner digitaler Methoden.
Thematisch dreht sich das Projekt um das anthropologische Konzept "Facework" oder Gesichtswahrung und sprachliche Höflichkeitsstrategien, deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutsch, Farsi und Kurdisch, die ausschließlich unter Berücksichtigung der sozialen und kulturellen Realitäten der Sprecher verstanden werden können. In diesem Zusammenhang ermöglicht es den Studierenden, die ethnische und sprachliche Vielfalt im Iran und in Deutschland zu erkunden und von Erfahrungen des Anderen zu lernen, indem sie die Unterschiede zwischen einheimischer und einwanderungsbedingter Vielfalt diskutieren. Erreicht wird dies durch eine Kombination von Mobilitätsmaßnahmen für Studierende und Nachwuchswissenschaftler und eine aktive Nutzung von Methoden und Werkzeugen der Online-Interaktion wie virtuellen Fernerkundungen, Podcasts und Videos sowie eines Reiseblogs. Dieser Ansatz liefert auch Material für künftige Studentenprojekte und akademische Lehre und macht die Erfahrungen einem breiteren Publikum zugänglich.
Ein weiteres Ziel ist die Stärkung der Zusammenarbeit im Hochschulbereich, um ein nachhaltiges west-östliches Netzwerk zur Erforschung von Multilingualismus aufzubauen. Zu diesem Zweck bieten eine virtuelle internationale Spring-School und eine gemeinsame Vorlesung im Herbst Einblicke in "klassische" sowie digitale Feldarbeitsmethoden, bei denen studentische Projekte gemeinsam von den internationalen Projektpartnern betreut werden. Der internationale akademische Austausch umfasst auch Co-Teaching-Aktivitäten in Zusammenarbeit mit Studierenden und Dozierenden der New York University. Eine weitere Errungenschaft der Projekts ist ein Kurdischkurs an der Universität von Kurdistan, der erste seiner Art, der internationalen Studierenden im Iran angeboten wird.
Um die Chancengleichheit für junge iranische Wissenschaftler zu fördern, sorgt ein von allen drei Partnerinstitutionen gebildeter Ausschuss dafür, dass bei der Auswahl der Stipendiaten die Geschlechterparität beachtet wird, und fördert ausdrücklich die Einbeziehung ethnischer Minderheiten.
Teilprojekte im SFB 1252: Prominence in Language
C01 - Prominenz und Informationsstruktur
This project aims at a better understanding of the relation between prominence and information
structure. Unlike bi-partite partitions in information structure such as topic/comment,
focus/background, frame setter/main predication, prominence is a relational property that applies to
elements of the same type and structure. Prominence plays an important role in organising the
information in coherent discourse representations, but it is not clear how prominence relates to the
specific type of packaging. First, we will investigate prominent syntactic positions (left and right
periphery, clefts, postverbal subject position), and analyse their role as structural attractors for
information-structural units. Assuming that syntactic positions establish a prominence relation
(between more or less prominent ones), we will concentrate on sentences with non-canonical word
order, comparing spontaneous speech data from several languages that show differences in these
positions (viz. French, Spanish, Catalan, Persian). Building on a pilot study on corpus data and on the
relevant literature, our assumption is that, on the surface, different information-structural functions can
be realised in the same prominent position. We will analyse how this polyvalence can be modelled and
how it is resolved in discourse. Thereby, we contribute to assessing the relation between information
packaging and the first two criteria of prominence important in our CRC: structural attractors and
relational properties. Second, we will investigate prominence-lending semantic features of
subcategorised arguments in sentences with canonical word order in which there is competition between prominent entities in information packaging. This issue can be best shown with topics.
Assuming that different topic candidates establish a prominence relation, we analyse the conditions
under which the default subject-topic relation can be overridden and how the competition between
various arguments for topicality can be modelled. This question will be addressed by carrying out two
experiments: In the first experiment, we will conduct an annotation task with both French and Spanish
data for fitting algorithmic parameters, while the second experiment consists of eliciting discourse
continuations after ambiguous sentences with one of these two languages. Thereby, we also
contribute to the third criterion of prominence in our CRC: dynamicity in discourse. In sum, we adopt a
multidimensional approach with which we will investigate the interplay of syntactic and
semantic/pragmatic prominence-lending features in conveying information-structural functions. The
data on prominent syntactic positions as well as the items for the two experiments are extracted from
the sgs corpus, which contains transcribed and partly annotated spoken data from the abovementioned
languages.
Inf - Informationsinfrastruktur
A distinguishing mark of the CRC Prominence in Language project consists in the converging use of
various methods and sources of linguistic evidence: data from neuro- and psycholinguistic
experiments based on state-of-the-art online methods (EEG, eye tracking, electropalatography (EPG),
electromagnetic articulography (EMA), in later phases also fMRI), data from elicitation tasks,
production data from spontaneous speech and existing corpora (in part based on field work), as well
as results from tests assessing the acceptability of selected constructions. Project INF supports
synergy between all projects with regard to these methods and it ensures data accountability and
sustainability. Furthermore, it supports each project with regard to the following aspects, which we
have identified as core issues in generating and maintaining the empirical foundations of the CRC:
(i) Experimental design and technical support
(ii) Corpus-linguistic support
(iii) Annotation standards and data sustainability
(iv) Statistics
Ö - Öffentlichkeitsarbeit
We aim at complementing the academic research programme of the CRC Prominence in Language by
bringing the topic of prominence and the CRC's research to the public. “Making prominence
prominent”, as we call this public relations (PR) project, connects four target groups: (i) journalists,
also acting as disseminators, (ii) the interested public (in Cologne and the rest of the world), (iii)
agents from the fields of culture and municipality, and (iv) students from the University of Cologne. In
order to reach these four groups, we set up a number of communication measures which are designed
to fulfil three communication aims: bringing public awareness to our research, animating cooperation
between the academic and the non-academic sector, and fostering interdisciplinary scientific
exchange. We make use of different communication channels and media. In order to inform our target
groups regularly and thereby build sustainable, permanent communication, we will distribute our
measures over the four years of the first funding period. In order to communicate consistently, we
formulated three key messages, which will be disseminated throughout our public positioning.
DFG Sachbeihilfe
Das Verhältnis zwischen Grammatik und Gebrauch: Nullsubjekte und Subjektposition im Spanischen und Persischen
Abstract
The current project firstly aims at proposing a model on the relation between grammar and usage making benefit of Spanish as a subject-prominent language and Persian as a topic-prominent language, while both are consistent null-subject languages. It goes beyond the dichotomy of system- and usage-based accounts of language; instead, it combines both aspects to see what empirical findings on pronouns use, subject position, and social variation tell us about the relation between grammar and usage.
Secondly, it investigates the variation in the position of the overt subject, contrasting pre- and postverbal subjects. Both phenomena have been related in the literature. The project builds on the premise that both are essential elements of human syntax with information structure being the bridge between them. The main question is how grammar and usage are related and which role each element plays in syntax. The working hypothesis to be adopted is that some rules belong to grammar and others to usage. The former have a predictable outcome, the latter is subject to probability.
On an empirical level, the project will exploit and optimize the resources of the database sgs mainly built up in the scope of the applicant's Emmy Noether Research grant. This database includes spontaneous speech data, gradient acceptability judgments, and social information from four languages. In particular, it contains data from 152 native speakers of Spanish and Persian. The approach is thus cross-linguistic and builds on the complementarity of different sources of linguistic evidence.
Project staff